Der Absolutismus war eine Regierungsform, die im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts vorherrschte. In diesem System besaß der Monarch uneingeschränkte Macht und regierte ohne wesentliche Kontrolle durch Parlamente oder andere politische Institutionen. Der Begriff "absolut" leitet sich vom lateinischen Wort "absolutus" ab, was "losgelöst" oder "unabhängig" bedeutet. Der Absolutismus ist eng mit der Theorie des göttlichen Rechts der Könige verbunden, die besagt, dass der Monarch seine Autorität direkt von Gott erhalten hat und daher nur vor Gott verantwortlich ist.
Ursprünge des Absolutismus
Der Absolutismus entwickelte sich in Europa nach den Wirren und Kriegen der Reformationszeit. Viele Monarchen sahen den Absolutismus als Mittel zur Stabilisierung und Zentralisierung ihrer Macht. Frankreich unter Ludwig XIV. gilt als klassisches Beispiel für den Absolutismus. Ludwig XIV., der "Sonnenkönig", regierte von 1643 bis 1715 und sagte berühmt: "L'état, c'est moi" ("Der Staat bin ich").
Merkmale des Absolutismus
Der Absolutismus war durch mehrere zentrale Merkmale gekennzeichnet:
- Zentralisierung der Macht: Alle politischen Entscheidungen wurden vom Monarchen getroffen, und es gab wenig bis keine Beteiligung von Parlamenten oder anderen politischen Körperschaften.
- Bürokratie: Ein zentralisierter Verwaltungsapparat unterstützte den Monarchen bei der Umsetzung seiner politischen Entscheidungen. Beamte wurden direkt vom König ernannt und waren ihm gegenüber verantwortlich.
- Stehendes Heer: Der Monarch unterhielt eine ständige Armee, die ihm direkt unterstand und sowohl zur Verteidigung des Reiches als auch zur Durchsetzung seiner Herrschaft im Inneren genutzt wurde.
- Wirtschaftliche Kontrolle: Der Staat regulierte die Wirtschaft streng, oft im Sinne des Merkantilismus, um die Macht und den Reichtum des Landes zu erhöhen.
Beispiele für Absolutismus in Europa
Frankreich:
Ludwig XIV. ist das bekannteste Beispiel eines absolutistischen Herrschers. Er stärkte die Zentralregierung, baute das prächtige Schloss Versailles und nutzte es, um den Adel unter Kontrolle zu halten. Seine Herrschaft war geprägt von zahlreichen Kriegen, die Frankreichs Machtposition in Europa stärken sollten.
Russland:
Peter der Große (1672-1725) führte den Absolutismus in Russland ein. Er modernisierte die Armee, reformierte die Verwaltung und etablierte St. Petersburg als neue Hauptstadt. Seine Reformen zielten darauf ab, Russland zu einer europäischen Großmacht zu machen.
Preußen:
Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich der Große verwandelten Preußen in einen militärischen und bürokratischen Staat. Die preußische Bürokratie und das Militär dienten als Vorbild für andere europäische Mächte.
Kritik und Niedergang des Absolutismus
Der Absolutismus geriet im 18. Jahrhundert zunehmend unter Druck. Die Aufklärung brachte neue Ideen von Freiheit, Gleichheit und Demokratie hervor, die dem absoluten Machtanspruch der Monarchen widersprachen. Revolutionen, wie die Amerikanische Revolution (1775-1783) und die Französische Revolution (1789-1799), forderten die absolute Macht der Monarchen heraus und führten zu neuen Regierungsformen, die auf dem Prinzip der Volkssouveränität basierten.
Fazit
Der Absolutismus war eine bedeutende Epoche in der europäischen Geschichte, die den Weg für moderne Staatsstrukturen ebnete. Obwohl die absolute Herrschaftsform heute weitgehend verschwunden ist, haben viele der Verwaltungs- und Regierungspraktiken, die während des Absolutismus entwickelt wurden, die modernen Staaten beeinflusst und geprägt.